Gesucht und gefunden – die Energieagentur in Horb vergibt die nunmehr vierte „Energiespar-Auszeichnung":
Statt Bauherren (und –frauen) darf sich diesmal der Kindergarten „Schatzkiste“ im Horber Teilort Mühringen über die Auszeichnung freuen.
Dass der Kindergarten nicht nur zum Spielen, sondern auch als Bildungseinrichtung unter dem Motto „Lernen fürs Leben“ auftritt, durfte die Energieagentur in Horb feststellen. Neben Bewegung,
Sprachförderung und (gesunder) Ernährung wird in Mühringens Kindergarten der verantwortungsbewusste Umgang mit Energie vermittelt. Diesen Einsatz zeichnete der Geschäftsführer Martin Heer anhand
der Übergabe von Urkunden an alle Kinder am gestrigen Freitag aus.
Es ist nicht die erste Anerkennung, die der Kindergarten „Schatzkiste“ erhält: Als „Haus der kleinen Forscher“ wurde er bereits von der gleichnamigen Stiftung mit Sitz in Berlin ausgezeichnet.
Ziel des Projektes ist es, Jungen und Mädchen schon im frühzeitig mit Naturwissenschaften und Technik in Kontakt zu bringen und sie dafür zu begeistern. Die Stiftung unterstützt pädagogische
Fachkräfte dabei, den Forschergeist der Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter qualifiziert zu begleiten und ist mittlerweile sogar die größte Frühbildungsinitiative Deutschlands.
Die Projekte des Kindergartens entstehen aus den Fragen der Kinder, die sich aus ihrem alltäglichen Leben oder ihrer direkten Umgebung ergeben. Die Kinder sammeln, begleitet durch die
Erzieherinnen und Erzieher, Ideen und Vermutungen, machen Versuche, probieren aus. Sie beobachten und beschreiben was passiert und dokumentieren im Anschluss die Ergebnisse. Anschließend wird
gemeinsam erörtert, was man herausgefunden hat. Denn daraus können sich wieder neue Fragen an die Natur ergeben. Und somit beginnt der „Forschungskreis“ von vorne.
Seit 2009 beschäftigen sich die Schatzkistenkinder mit naturwissenschaftlichen Themen. Behandelte Aspekte der vergangenen Jahre waren beispielsweise „Wasser“, „Luft“, „Licht und Farben“,
„Magnetismus“ und „Akustik“. Die spannenden Punkte „Strom und Energie“ sind seit Oktober 2013 Forschungsgegenstand der Kinder.
Die Jungforscher beobachten, dass eine Steckdose des Gruppenraumes keinen Strom liefert. So kommen einige Fragen auf: „Woher kommt der Strom? - Wie wird er hergestellt? - Wie kommt er in die
Steckdose? - Ist Strom wichtig für mich?“ Und weiter: „Gibt es noch alternative Energieformen?“
Nach den ersten wissenschaftlichen Erkenntnissen beschließen die Kinder, dem aufregenden Projekt einen Namen zu geben. Bei dem Wissensdurst ist schnell ein Titel gefunden: „Wir sind
Energie-Detektive“.
Auch die Eltern sind bei diesem Projekt mit eingebunden. Kinder und Eltern führen zu Hause gemeinsam ein Stromtagebuch mit Angaben zu den gängigsten Verbrauchern. Bei der Auswertung wird den
Kindern bewusst, wie häufig und selbstverständlich sowohl Kinder als auch Erwachsene elektrische Geräte im Haushalt und in der Freizeit nutzen.
„Geht alles nur mit Strom?“ ist eine der spannenden weiteren Fragen, der die Kinder nachgehen. Sie sammeln Gegenstandspaare mit gleichen Nutzungsmöglichkeiten; zum Beispiel Schneebesen und Mixer.
Mit beidem wird gerührt. Welches Gerät braucht Strom und welches kommt ohne Strom aus?
Der Besuch des Wasserkraftwerkes Rottenburg bringt Aufschluss darüber, wie Strom mittels Wasserkraft gewonnen wird. Dort erfahren die Kinder den Zusammenhang von Wasserkraft und Turbine. Auch dem
Wasserkraftwerk Inselspitze in Horb statten sie einen Besuch ab.
In Mühringen suchen die jungen Forscher das Transformatorenhaus auf und erfahren von der Umwandlung von „starken“ in „schwachen“ Strom, der dann unter- oder oberirdisch zu den einzelnen Häusern
geleitet wird.
Wie Elektronen fließen probieren die Kinder selbst mit langen Pappröhren und Tischtennisbällen aus. Als im Gruppenraum dann von Handwerkern die Steckdose repariert wird, beobachten die Kinder
dies aufmerksam, wissen sie doch jetzt wie der Strom dort „hinein kommt“.
Die Kinder interessieren sich auch für andere Energieträger: Erneuerbare Energien wie Sonne, Wind, Erdwärme und Biomasse werden thematisiert. So lernen die Kinder die Pellets-Heizung im Keller
des Kindergartengebäudes kennen und erfahren konkret, wie aus Biomasse Wärme wird. Außerdem besuchen Sie eine Pelletfirma im Nachbarort und sehen dort, wie Pellets hergestellt werden.
Es rücken aber auch fossile Energieträger in den Blickpunkt der Kinder. Äußerungen der Kinder wie „wir haben aber eine Ölheizung zu Hause“ oder „mein großer Bruder sagt, es gibt auch Atomkraft“
sind Beispiele dafür.
Die Aufforderung „Energie muss man sparen“ bringt ein Kind von zu Hause in die Runde der „Energie-Detektive“ ein. Mehr dazu erfährt die Forschergruppe beim Besuch der Energieagentur in Horb. Die
Kinder stellen zahlreiche Fragen, die sie sich im Vorfeld schon ausgedacht haben. Martin Heer beantwortet alle ihre Fragen anschaulich und ausführlich. Die Kinder hören bei seinem Vortrag, dass
bestimmte Energieträger zur Neige gehen. Er erarbeitet mit den Kindern auch, wie wichtig es ist, Energie einzusparen und wo dies konkret im Alltag möglich ist.
Daraus entsteht die Idee der Kinder für ein neues Projekt: „Wir sind Energie-Sparer“. Die Forschergruppe überlegt, wo und wie sowohl Kinder als auch Erwachsene im Kindergarten Energie einsparen
könnten. Diese Vorschläge werden dann fotografiert und auf ein großes Poster geklebt. Die Fotos zeigen genau, wie man sich an bestimmten Orten des Kindergartens verhalten sollte, um Energie
zu einzusparen. Auf dieser Grundlage schaffen die Kinder einen „Energie-Spar-Plan“ für den Kindergarten. Dieser hängt im Eingangsbereich des Kindergartens aus. Er macht jetzt, und auch zukünftig
über das aktuelle Projekt hinaus, jedem Besucher energiesparende Verhaltensweisen deutlich.
Das Energiesparen soll nach Meinung der Kinder aber nicht nur auf den Kindergarten beschränkt bleiben. So haben sie auch für zu Hause einen Energie-Spar-Plan gestaltet, der alle
Familienmitglieder motivieren soll.
Warum also der Kindergarten „Schatzkiste“ als Energiesparer des Monats?
- die „Energiesparer von morgen“ werden in dem Kindergarten schon frühzeitig, spielerisch, aber auch mit ausreichend wissenschaftlichem Ernst an das Thema herangeführt
- vielleicht kann das Vorhaben der Schatzkistenkinder auch als eine Art Blaupause für ähnliche Ansätze und Ideen in anderen Kindergärten dienen
- die „Energiedetektive“ haben selbst aus dem Projekt heraus ein ganz eigenes Thema – nämlich das Programm „Wir sind Energie-Sparer“ – entwickelt und ausgearbeitet
Diese Punkte findet die Energieagentur in Horb „ausgezeichnet“ und wünscht sich – im Landkreis und darüber hinaus - möglichst viele „Nachahmer“. Gerne dürfen sich Häuslebauer, Sanierer, Tüftler,
Schul- und Kindergartenklassen, Vereine, Kommunen, Handwerk, Gewerbe und Industrie an die Energieagentur wenden. Wir suchen Monat für Monat einen neuen „Energiesparer des Monats“!