Gesucht und gefunden – die Energieagentur in Horb vergibt die zweite "Energiespar-Auszeichnung":
Das Ehepaar Tipold aus Horb-Mühlen.
Vor fast fünf Jahren endeten schon die letzten Arbeiten im und am Haus des Ehepaares Tipold im Horber Teilort Mühlen. Umfangreiche Maßnahmen an Außenhülle, Dach und Heizung wurden damals
durchgeführt. Zeit, nach einer halben Dekade eine erste Bilanz zu ziehen.
Im Jahr 1972 erfüllt sich das Ehepaar Tipold den Traum eines Eigenheims in Horb-Mühlen. Nachdem sie etwa 35 Jahre in dem Teilort am Neckar wohnen stehen Sie vor der Frage, entweder das Haus zu
verkaufen und in Richtung Stadt zu ziehen oder es energetisch auf den neuesten Stand zu bringen.
Nach einer langen Überlegungsphase, zahlreichen Messebesuchen, Vortrags- und Informationsabenden bei Anbietern und Herstellern aus dem Energiebereich entscheidet man sich im Jahr 2007 für
Letzteres: In Mühlen wohnen bleiben und das eigene Haus umfassend energetisch sanieren.
Energieberater Heinrich Lutz steht beratend zur Seite, wenn es um die Reihenfolge, Qualität und Tiefe der verschiedenen Maßnahmen, das Erreichen des damaligen EnEV-Niveaus, die Bestätigung der
KfW-Nachweise und das Erstellen eines Energieausweises geht.
Als erstes muss die alte Öl-Zentralheizung dran glauben und wird durch ein modernes Öl-Brennwertgerät samt neuen Tanks ersetzt. Dieses ist jedoch nur für die kalten Wintermonate vorgesehen, da
eine solarthermische Anlage mit acht Kollektoren auf dem Süddach (12m² Kollektorfläche) und ein 8kW-Holzofen mit Wassertasche im Wohnbereich für Wärmezufuhr im Heiz- und Wasserkreislauf des
Hauses in den Sommer- und Übergangsmonaten sorgt. Ein 750l-Schichtspeicher sorgt dafür, dass die wertvolle, aus Sonne und Scheitholz erzeugte Energie über mehrere Tage ohne Zuheizen gespeichert
und nach und nach abgegeben werden kann.
Die Modernisierung der Heizungsanlage mitsamt all seiner Komponenten läuft „Hand in Hand“ (Tipold) mit der Sanierung der Gebäudehülle: Innerhalb der Dämmung – hierfür werden ökologisch
nachhaltige Holzfasermatten mit einer Stärke von 18cm gewählt – werden die Leitungen verlegt und auch die Kellerdecke mit 8cm gedämmt. Interessanterweise liegt zum Zeitpunkt der
Sanierungsmaßnahmen auch der Preis für eine Styropordämmung weit über der ökologisch sinnvolleren Alternative, so dass auch hier die Entscheidung für Letztere nicht schwer fällt. Auch optisch
erfährt das Haus eine Aufwertung durch eine Verschalung mit vorlackierten roten Tafeln aus kanadischem Holz. Allein die Fenster und Haustüre dürfen noch drinnen bzw. dran bleiben, da diese schon
2003 durch energiesparende Alternativen ersetzt wurden.
Nachdem im Oktober 2007 die neue Heizungsanlage und im Frühjahr 2008 alle Dämmmaßnahmen beendet sind kann das Ehepaar Tipold ihren Ölbrenner auf „Stand-by-Betrieb“ stellen. Das „neue“ Haus kommt
in den Monaten von Mai bis Sep-tember 2008 ausschließlich mit Sonnenenergie der solarthermischen Kollektoren und der Wärmezufuhr aus dem Holzofen aus. In dieser Zeit wird kein einziger Liter
Heizöl benötigt!
Nach Abschluss aller Arbeiten geht der Energieberatungsbericht von Heinrich Lutz von einem Einsparpotential von etwa 47% aus. Nach nunmehr fünfjähriger Laufzeit der Anlage liegen Verbrauchszahlen
vor, die diese Prognose nicht nur bestätigen, sondern sogar weitaus positiver als gedacht untermauern: Benötigte das Ehepaar vor dem Umbau noch etwa 3.500l Heizöl pro Jahr, so kommt es jetzt mit
nur noch ca. 1.500l – in „guten“ Jahren sogar nur noch mit 1.000l – aus. Die zwei bis drei Raummeter Holz für den Holzofen fallen hierbei weniger ins Gewicht. Zum Vergleich: Ein Raummeter Holz
ersetzt in etwa 150 bis 200l Heizöl. Johann Tipold: „Zwischendurch haben wir’s gerne auch mal bequem. Durch den Einsatz von mehr Holz könnten wir unseren Heizölverbrauch noch viel drastischer
senken!“
Als „Sahnehäubchen“ – auf dem Süddach war neben den Solarkollektoren noch ausreichend Platz vorhanden – wird im vergangenen Herbst noch eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von über 7 kWp
zur Solarstromerzeugung auf Tipolds Bleibe installiert. 30 Module mit jeweils 245Wp reduzieren nun auch die Stromrechnung des Ehepaares. Denn obwohl die Anlage gemäß des novellierten EEG auf nur
70% ihrer Leistung gedrosselt werden muss, kann man einen Großteil des erzeugten Stromes nun selbst nutzen, der Rest wird ins Stromnetz eingespeist.
Auch wenn man sich darüber im Klaren ist, dass man viel Geld (insgesamt belaufen sich die Zahlen für Heizungserneuerung und Sanierung auf über 60.000 Euro - gefördert wurden davon rund 5.000
Euro) investieren musste, so ist man – nicht zuletzt aufgrund der Heizkostenabrechnungen der vergangenen fünf Jahre - davon überzeugt, dass sich der Aufwand auch finanziell gelohnt hat. Tipold:
„Wir haben uns richtig entschieden.“ Außerdem war er von der Zusammenarbeit der lokalen Handwerker mehr als begeistert: „Alles war super aufeinander und miteinander abgestimmt!“
Warum aber gerade das Ehepaar Tipold als „Energiesparer des Monats“?
Mindestens vier Gründe sprechen aus Sicht der Energieagentur in Horb für die Auszeichnung:
1. Das Beispiel des Ehepaares zeigt, dass mit umfassenden Maßnahmen nachweislich hohe Prozentzahlen von (Heiz-) Energie eingespart werden können: Der Verbrauch von Heizöl
reduzierte sich um min 40%, teilweise sogar bis zu weit über 50%.
2. Das Zusammenspiel verschiedener, ökologisch und energetisch sinnvoller Heizungsvarianten: Öl-Brennwert, Solarthermie und Scheitholzofen mit Wassertasche. Als „Bonus“ kam auf
dem Dach noch die PV-Anlage dazu.
3. Als Dämmstoff kam ökologisch nachhaltiges Material – Holzfasermatten – zum Einsatz.
4. Durch die Sanierungsmaßnahmen wurde das Haus zusätzlich noch optisch aufgewertet. Das Ergebnis – die rote Holzverschalung – lässt sich wörtlich „sehen“.
Diese Punkte findet die Energieagentur in Horb „ausgezeichnet“ und wünscht sich – im Landkreis und darüber hinaus - möglichst viele „Nachahmer“. Gerne dürfen sich Häuslebauer, Sanierer, Tüftler,
Schulklassen, Vereine, Kommunen, Handwerk, Gewerbe und Industrie an die Energieagentur wenden. Wir suchen Monat für Monat einen neuen „Energiesparer des Monats“!