Die Vision des gebürtigen Talheimers: Das „Häusle“ der Großmutter erhalten, den Energieverbrauch jedoch drastisch drosseln. Das Gebäude aus dem Jahre 1950 bietet dabei ausreichend Potential für das Hinzuziehen des unabhängigen Energieberaters Heinrich Lutz aus Horb-Talheim. Natürlich stellt sich für Herr Kuon die Frage: Abriss mit Neubau oder Sanierung? Er entscheidet sich für die Sanierung zu einem KfW-Effizienzhaus 70.
Seine Motivation ist enorm, aber auch die Herausforderungen stehen dem in keiner Weise nach. Das Grundstück am Ortseingang des Horber Teilortes zeichnet sich aus durch seine Größe und die aufgrund der angrenzenden Obstwiesen eigentlich idyllische Lage. Ein Manko gibt es jedoch: Die Bundesstraße verläuft nicht weit entfernt. Gebaut wurde das Haus 1950 in Massivbauweise mit 24er Hohlblocksteinen. Das Dachgeschoss ist ohne Kniestock aufgesetzt und aufgrund dessen nur bedingt als Wohnraum nutzbar. Auf eine Dämmung wurde wie damals üblich komplett verzichtet. Ursprünglich ist das Haus mit einer Ölheizung ausgestattet. Der jährliche Heizwärmebedarf von 131 kWh/m² in diesem Zustand verspricht Handlungsbedarf. Herr Kuon begibt sich also mit großer Motivation und viel Eigeninitiative auf den Weg. Energieberater Lutz unterstützt ihn dabei und erstellt Berechnungen, Planungsnachweise und Förderanträge bei der L-Bank. Außerdem überzeugt er den Bauherren, ein anspruchsvolles Förderziel für die Sanierung umzusetzen.
Begonnen wird das Vorhaben durch eine heiße Planungsphase, mit dem Ziel, den Einklang zwischen gegebenen Herausforderungen und persönlichen Wünschen sowie dem energetischen Optimum zu erzielen. Dem Bauherren ist dabei vor allem eines wichtig: Die energetische Sanierung in Verbindung mit einem höherem Wohnkomfort auf größerer Wohnfläche. Der Wohnflächen-Ausbau muss in diesem Fall zwangsweise über das Dachgeschoss erfolgen. Um dort mehr Fläche zu erzielen bedient man sich der Kniestock-Methode. Die Planung und Ausführung des Dachgeschoss-Umbaus erfolgt durch einen Horber Zimmereibetrieb in Holständerbauweise. Ein ringsum verlaufender „Holzgurt“ stellt die Verbindung zum Mauerwerk sicher. Die Fassade wird mit Mineralwolle gedämmt und das Haus selbst darf sich über eine neue Verpackung freuen: Der untere Teil des Hauses in Putz, ab dem Kniestock eine Vorhangfassade.
Auch beim Thema Wärmeenergie geht Herr Kuon neue Wege: Die Trennung von der alten Ölheizung fällt ihm nicht schwer. Zukunftsfähig sieht er die fossilen Energieträger ohnehin nicht und mit dem
Nachhaltigkeitsgedanken im Hinterkopf entschließt er sich für eine Pelletheizung. Der Raum in dem die Öltanks bisher stehen wird eigenhändig zum Pelletslager umfunktioniert. Für die
Wärmeübertragung in die Wohnräume sorgt ab jetzt eine Fußbodenheizung. Zusätzlich installiert er im Ess- und Wohnbereich einen Kaminofen und zwei Heizkörper. Dies für den (Komfort-)Fall , wenn er
es doch mal kurzfristig wärmer wünscht, als die träge Fußbodenheizung die Behaglichkeit liefern kann und vielleicht dazu auch noch der Holzvorrat am Kaminofen leer ist.
Um die Effizienz der energetischen Sanierung zu gewährleisten ist nun auch eine Erneuerung der Fenster durch Wärmeschutzverglasung unerlässlich. Das Problem mit der Bundesstraße in unmittelbarer
Nähe des Hauses wird durch den Einbau spezieller Schallschutz-Fenster in Richtung Straße merklich reduziert. Unsere Unterhaltung verläuft nicht nur hinsichtlich der verminderten Lärmbelastung im
Haus sehr angenehm.
Auf unsere Frage an den Bauherren, warum er denn weder Solarthermie noch Photovoltaik auf dem Dach installiert hat, schmunzelt dieser leicht merklich. „Darüber nachgedacht habe ich sehr wohl, vor
allem an Photovoltaik in Verbindung mit einem Batteriespeicher. Jedoch sehe ich die technischen Möglichkeiten als noch lange nicht ausgeschöpft“, erklärt der Bildechinger, der selbst in der
Forschungsabteilung eines schwäbischen Weltkonzerns arbeitet. Er setzt auf die technische Weiterentwicklung im Speicherbereich und hat deshalb vorsorglich sowohl Kupferohre als auch Kabel bereits
in Richtung Dach verlegt.
Wichtig ist zu erwähnen, dass bei der Sanierung viel in Eigenleistung erbracht wurde. Das Haus der Großmutter wurde mit viel Arbeit und Liebe „fit“ gemacht für die Zukunft. Dabei ist ein sehr
schöner Mix aus „altem Häusle“ verbunden mit neuer Bau- und Energietechnik entstanden. Herr Kuon zieht nun nach gut zwei Jahren Bauzeit das Resümee, dass er „es jederzeit wieder und genau gleich
machen würde“. Und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen: Der Heizwärmebedarf konnte durch die Maßnahmen um mehr als zwei Drittel gesenkt werden. Herr Kuon hat sich damit einen
großen Gefallen getan, denn bei steigenden Energiepreisen nehmen die Nebenkosten einen immer höher werdenden Stellenwert ein. Aber auch der Umwelt hat er durch die Sanierung einen enormen Dienst
erwiesen. Eine Reduktion der CO2-Emissionen um 96 % im ursprünglichen Zustand auf nun jährlich nur noch 560 kg spricht hier eine sehr deutliche Sprache. Die Energieagentur ist begeistert!
Warum aber gerade Herr Kuon als „ausgezeichneter Energiesparer“?
Folgende Gründe sprechen aus Sicht der Energieagentur in Horb für die Ehrung, die mit einer symbolischen Spardose in Hausform verbunden ist:
1) Der Umbau des Hauses aus dem Jahre 1950 hin zu einem KfW-Effizienzhaus 70, also der Reduktion benötigter kWh/m² gegenüber dem gesetzlich vorgeschriebenen Standard um 30%,
benötigt extrem viel persönliche Motivation und Energie. Dank der eingesparten Energie werden sich die Umwelt und der Geldbeutel doch auf lange Sicht erkenntlich zeigen.
2) Bei einem Umbau ist es empfehlenswert vorausschauend zu denken. Für Solarthermie und Photovoltaik hat er Kupferleitungen bzw. Kabel vorsorglich verlegt.
3) Die Reduktion der CO2-Emissionen um 96 %. Hut ab!
4) Das Zusammenspiel aus größtmöglicher Eigeninitiative und konsequenter Einbindung eines Energieberaters. So werden aus den anspruchsvollen eigenen Ideen sinnvolle wie auch
förderfähige Bauvorhaben.